Installation einer Wasserversorgung

Das Wichtigste in Kürze - Für schnelle Leser


Der Zugang zu Trinkwasser ist auf dem 6. Rang der Einstufung der UNO betreffend der Ziele für eine dauerhafte Entwicklung und nach wie vor eine grosse Herausforderung in Guinea. Die fehlende Infrastruktur hat viele Auswirkungen auf das Leben der Bewohner in ländlichen Gebieten im medizinischen, gesundheitlichen und sozialen Bereich, aber auch für die Wirtschaft.

 

Situation vor Ort

Die Bevölkerung des Dorfes Kébéfriguiya und zum Teil auch die Bewohner der benachbarten Region bedienen sich aktuell an einem Bach bei einem natürlichen Damm mit Wasser. Die Bewohner müssen durchschnittlich 800 Meter pro Weg zu Fuss zurücklegen (etwa 15 Minuten). 

Eine Behandlung des Wassers durch abkochen oder die Anwendung von Chlor ist unumgänglich. Die Beschaffung und Behandlung des Wassers ist äusserst zeitaufwändig. Oft wird das Wasser gar nicht behandelt. 

 

Daraus entstehende Problematik

Durch verschmutztes Wasser ausgelöste Krankheiten sind weit verbreitet und stellen ein grosses Problem dar. Die Sterblichkeitsrate liegt gemäss UNICEF bei mehr als 10% wobei Kinder besonders betroffen sind. 

Dazu kommt ein hohes Unfallrisiko aufgrund des Alleinganges zur Wasserquelle und der ungesicherten Flüsse.

Die Krankheiten bewirken einen Erwerbsausfall, da Versicherungen meist nicht vorhanden sind.

Zeit, welche zum Geld verdienen verwendet werden könnte, geht für die Versorgung mit Wasser verloren.

Traditionsgemäss werden für die Wasserbesorgung vor allem Frauen und Mädchen beauftragt, was zu  Abwesenheiten oder frühzeitigem Abbruch der Primarschule führt.

 

Was ist zu tun?

Eine Verbesserung der Situation mittels Zugang zu Trinkwasser ist die Hauptpriorität.

Es ist aufgrund grosser Armut und fehlender Unterstützung des Staates keine Verbesserung in Sicht, obwohl die Bedeutung und der Nutzen eines solchen Projektes unbestritten wäre.

Die einzige Möglichkeit zur Verbesserung der Situation besteht im Moment durch fremdorganisierte Projekte und nicht durch den Staat finanzierte Einsätze.

 

Projekt

Inhalt

  Bau einer Wasserversorgung inklusive vier Trinkbrunnen mit je 4 Wasserhähnen.

  Errichtung von Gemüsegärten mit einer Fläche von 5'000 m2.

  Gründung und Aufbau eines Wasserkomitees.

  Ausbildung im Bereich Technik/Wartung und dynamischer Organisation.

  Sensibilisierung der Bewohner hinsichtlich Wartung, Hygiene und Sanierung.

 

Ziele

  Vereinfachter Zugang der Bewohner zu sauberem Trinkwasser für die täglichen Bedürfnisse. 

  Reduzierung des Weges und der Zeit welcher durch die Frauen für das Wasserholen benötigt wird.

  Reduzierung von Absenzen der Mädchen an der Schule.

  Verringern des Vorkommens von Krankheiten, welche durch verschmutztes Wasser ausgelöst werden.

  Erlaubt den Frauen sich um eine Einnahmequelle zu kümmern. 

  Verbessern der Lebensqualität der Bewohner und Bekämpfung der Landesflucht.


Guinea

Guinea mit seiner Hauptstadt Conakry wird häufig als «das Wasserschloss von Westafrika» bezeichnet.

Es grenzt im Westen an den Atlantischen Ozean, im Norden an Guinea Bissau, Senegal und Mali, im Osten an die Elfenbeinküste und im Süden an Liberia und Sierra Leone. Mit 245'857 km2 ist das Land fast sechsmal grösser als die Schweiz. Guinea zählt 12 Millionen Einwohner, wovon ca. 42% weniger als 15 Jahre alt ist. Das Durchschnittsalter liegt bei knapp 59 Jahren.

Trotzt des reichlichen Vorkommens von Wäldern und Flüssen und einem fruchtbaren Boden ist das Land Opfer von ständiger Armut. Dies vor allem wegen der Jahrzehnte andauernden schlechten Regierung und der Beraubung der Bodenschätze durch Multinationale Konzerne.

Guinea ist aufgrund des reichlich vorkommenden Bauxits, welches für die Herstellung von Aluminium benötigt wird, dessen grössten Exporteur. Daneben werden aber auch Diamanten, Eisen, Zink, Cobalt und Mangan und Nickel exportiert. Leider profitieren die Einwohner selbst nicht davon und Guinea befindet sich auf Rang 183 von 188 des Index für die humanitäre Entwicklung.

Wie ist die momentane Situation in Kébéfriguiya?

Die Bevölkerung des Dorfes bedient sich aktuell an einem Bach bei einem natürlichen Damm mit Wasser. Die Bewohner müssen durchschnittlich 800 Meter zu Fuss zurücklegen, dass sind etwa 15 Minuten pro Weg, um dorthin zu gelangen. Das Wasser beim Damm wird ebenfalls zum waschen vor Ort benutzt und die Tiere trinken davon. Um Krankheiten zu vermeiden ist eine Behandlung des Wassers durch abkochen oder die Anwendung von Chlor unumgänglich. Die Tatsache, dass das Wasser abgekocht werden muss, bringt eine Abholzung der Wälder mit sich und damit eine negative Auswirkung auf das Ökosystem, kostet aber auch sehr viel Zeit.

Ein Teil der Bevölkerung behandelt das Wasser nicht und durch verschmutztes Wasser ausgelöste Krankheiten sind deshalb weit verbreitet. Die medizinischen Statistiken sprechen für sich: von 134 Konsultationen im Oktober 2017 waren mehr als 40% auf das verwenden von verschmutztem Wasser als Auslöser zurückzuführen.

Ausser den Bewohnern von Kébéfriguiya kommen zur ebenfalls Menschen aus den Nachbarregionen Hammadiya, Toly und Moléya, welche sich alle im Umkreis von 5 Kilometern von der Wasserstelle befinden, zur Quelle um sich während der Trockenzeit mit Wasser einzudecken.

Eine Verbesserung der Situation mittels Zugang zu Trinkwasser ist die Hauptpriorität für das Dorf im Zentrum von Kébéfriguiya.

Leider erlaubt es die ständige Armut der lokalen Bevölkerung und die Untätigkeit des Staates nicht, die notwendigen finanziellen Mittel für ein entsprechendes Vorhaben bereitzustellen.

Es ist keine Verbesserung in Sicht, obwohl die Bedeutung und der Nutzen eines solchen Projektes unbestritten wäre. Die Möglichkeit zur Verbesserung der Situation besteht im Moment nur durch nicht durch den Staat finanzierte Einsätze und Projekte.

Kébéfriguiya in Bildern

Einschränkungen eines Lebens ohne Wasser

Im Bereich der Gesundheit

Durch verschmutztes Wasser verursachte und durchfallartige Krankheiten sind häufig und omnipräsent: vom simplen Durchfall über eine Gastroenteritis aber auch viel schlimmere Krankheiten wie Thypusfieber, Ruhr und in seltenen Fällen auch Cholera kommt alles vor. Es ist ein wahrer Fluch für die Bevölkerung und damit auch die Hauptursache für Krankenhausaufenthalte in Guinea. Kinder sind von der Situation besonders betroffen. Die Sterblichkeitsrate liegt gemäss UNICEF bei mehr als 10%. Jeden Tag sterben fast 1000 Kinder nur an Durchfallerkrankungen.

 

Im Bereich der Wirtschaft

Die Krankheiten bewirken eine Reduzierung oder gar ein Stopp der Arbeit und aufgrund fehlender Versicherungen somit einen Erwerbsausfall. Die Zeit welche für das Holen von Wasser benötigt wird, ist ebenfalls sehr kostbar. Fast die Hälfte der Zeit, welche zum Geld zu verdienen verwendet werden könnte, geht für die Versorgung mit Wasser verloren. Ausserdem kommen zusätzliche Kosten im Zusammenhang mit Medikamentenkäufen dazu, welche das Familienbudget belasten. All diese Faktoren beeinflussen das sonst schon knappe Haushaltsbudget negativ. 

 

Auf sozialem Niveau

Die Abwesenheit einer Wasserquelle in der Nähe bringt lange Wege mit sich um den Bedarf an Wasser zu decken. Im Fall von Kébéfriguiya müssen die Bewohner ungefähr mit 30 Minuten hin und zurück rechnen. Anders gesagt, die Versorgung mit Wasser für einen normalen Haushalt beansprucht jeden Tag zwischen 1 und 3 Stunden! Dies ist einer der Gründe, welcher die schulische Abwesenheit, vor allem der Mädchen, erklärt.

Die Resultate unserer Agentur vor Ort zeigen, dass 60% der Abwesenheiten oder frühzeitigem Abbruch der Primarschule auf die Pflicht des Wasserholens zurückzuführen ist. Mit einem solchen Projekt würde auch die Unabhängigkeit der Frauen gestärkt.

 

Im Bereich der Sicherheit

Die Wasserstellen oder die Flüsse sind nicht gesichert. Das Risiko für Unfälle ist unbestritten.

Dazu kommen auch noch die Gefahren denen man sich aussetzt, da man auf dem Weg zur Quelle alleine ist. 

Durchführung des Projektes

Aufgrund der technischen Komplexität des Projekte wurde eine genaue Analyse durch einen Geometer einen Wasserbauingenieur und einen Topographen durchgeführt um ein detailliertes Dossier zu erstellen und die Durchführbarkeit zu garantieren.

Parallel dazu hatte unser Team der Koordination mehrere Sitzungen mit den Behörden und den Bewohnern um einerseits den Nutzen im Detail aufzuzeigen und die Möglichkeiten zu prüfen, die Bewohner mit einzubeziehen.

 

Das Projekt teilt sich in fünf Hauptpunkte auf

1. Installation einer Wasserversorgung

Die grösste Quelle welche den Bedarf der lokalen Bevölkerung decken kann, ist der Bach welcher seinen Ursprung im benachbarten Berg hat. Die Quelle dort versiegt nicht und das Wasser ist von guter Qualität.

der Bau einer Wasserleitung erlaubt es, das Wasser direkt ins Dorf zu führen und den Bewohnern so einen Zugang in kürzester Nähe zu garantieren.

Das Wasser wird etwa 2 km vom Dorf entfernt abgezapft. Eine Rate von 10m/s ist absolut genügend für eine ausreichende Menge Wasser.

Die Abzapfung würde mittels eines Trichters geschehen, welcher mit einem Filterrohr und einem Dekanter  ausgestattet wird, um Unreinheiten welche mit dem Bach mitgetragen werden zu entfernen.

Eine Leitung mit einem Durchmesser von 110mm und einer Länge von 1,8 km führt das Wasser zum Reservoir. Dort wird das Wasser entsprechend den Normen des Staates mit Chlor versetzt um die Trinkbarkeit zu 100% zu garantieren. Durch den Druck des Wassers im Reservoir wird der Transport des Wassers zu den Trinkbrunnen im Dorf gewährleistet. Im Falle einer Überlaufgefahr wird das überflüssige Wasser zurück in die Natur geleitet.

Oberhalb des Reservoirs wird ein Teil des Wassers umgeleitet um die Gemüsegärten damit zu versorgen.

Im Wasserreglement ist klar festgelegt, dass der Zugang zum Trinkwasser gegenüber dem Gebrauch für die Landwirtschaft Priorität hat.

Es wird daher zwei Verteilernetze geben: Eines von 1.500 Metern um die vier Brunnen durch das Reservoir zu versorgen und das andere von 1.200 Metern für die Gemüsegärten.

Vier Trinkbrunnen werden gebaut, von denen einer der Primarschule zugewiesen wird. Die drei Dorfbrunnen  haben jeweils vier Wasserhähne und ein Abflusssystem, um die Sauberkeit zu gewährleisten. Es wird 1 Wasserhahn für rund 150 Einwohner geben, was den regionalen Standards für den Zugang zu Trinkwasser entspricht. Die Trinkbrunnen sind für eine starke Beanspruchung ausgelegt.

 

2. Aufbau von Gemüsegärten

Zusätzlich zum Hauptziel der Wasserversorgung werden Gemüsegärten in der Grösse von 5000m2 errichtet. Diese kann durch das vor dem Reservoir abgeleitete Wasser das ganzes Jahr über bewirtschaftet werden. Es  wird noch unchloriertes Wasser verwendet und ökologische und ökonomische Bedenken sind somit nicht notwendig.

Die Vermietung von 10 Grundstücken à 500m2 durch die bereits im Gartenbau tätige Frauengruppe des Dorfes (43 Mitglieder) wird einen Teil der Instandhaltungskosten der Wasserversorgung abdecken.

 

Das gesamte Gemüsebeet wird durch einen Zaun gesichert. Ein Auffangbecken wird errichtet, um die Bewässerung dank Ventilen und einem Kanalsystem, das zu einem Auffangbecken am stromabwärts gelegenen Ende der Gemüsegärten gelangt, bewerkstelligen zu können. 

 

Das überschüssige Wasser wird zurückgewonnen und kann für die manuelle Bewässerung verwendet werden.

Das Projekt sieht außerdem vor, hochwertiges Saatgut und notwendige landwirtschaftliche Geräte (Hacken, Macheten, Schubkarren, Gießkannen usw.) bereitzustellen.

3. Gründung, Strukturierung und Ausbildung eines Wasserkomitees

Um die Dauerhaftigkeit des Projektes zu garantieren, konzentrieren wir uns nicht nur auf die Infrastruktur, sondern stellen ein Wasserkomitee auf die Beine. Die Dorfbehörde, welche von Herrn Abass Sylla geleitet wird, wird dieses Amt provisorisch übernehmen, bis das Wasserkomitee über die notwendigen Kenntnisse und Kompetenzen verfügt.

Das Komitee wird während der Einführung des Projektes während einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung gewählt, um seine Akzeptanz und Legitimität zu garantieren. Es wir im Minimum aus einem Präsidenten, einer Sekretärin, einem Kassierer und zwei internen Technikern. Letztere werden entsprechend ausgebildet, um über die Kompetenzen zu verfügen um den Unterhalt durchzuführen und gegen Bezahlung auch kleinere Reparaturen vorzunehmen.

Um all diese Kompetenzen und Kenntnisse zu erlangen, werden alle Mitglieder des Komitees an einer Ausbildung von 5 Tagen teilnehmen wo die Praxis und Theorie vermittelt werden (unter anderem durch einen Hydraulik-Ingenieur und Spezialisten vom GERME und PACTE).

 

Folgende Themen werden angesprochen:

  Die Rollen jedes einzelnen Mitgliedes,

  Die Art und Weise um die Trinkbarkeit zu garantieren (Anwendung und Dosierung des Chlores),

  Die Wartung der Anlage,

  Die Handhabung der Finanzierung einer solche Anlage,

  Ihre Rolle als Motivateur gegenüber den Dorfbewohnern,

  Erarbeitung eines Benutzerreglements.

 

Dass Benutzerreglement wird von allen Begünstigten unterschrieben. In diesem werden die Zeiten zum Gebrauch, die Häufigkeit der Wartung, die Bezahlung der Beiträge, die Miete der Gemüsegärten sowie die Sanktionen im Falle von Nichtbefolgung aufgeführt. Die internen Techniker werden halbjährlich die Entleerung des Reservoirs, die Reinigung der Fassung und kleine Reparationen organisieren. Der Unterhalt und die Reinigung der Trinkbrunnen mit den Wasserhähnen wird hingegen von den Dorfbewohnern mithilfe der Anleitung durch die Techniker übernommen. Auf diese Art und Weise wird das Verantwortungsbewusstsein der Benutzer gefördert und die Wartung bleibt Ihnen nicht fremd. Die sozialen Beziehungen sind ein starkes Mittel zur Kontrolle und ein Ansporn um die Trinkbrunnen in gutem Zustand zu halten.

 

4. Ausbildung der Frauengruppe

Die Frauengruppe des Dorfes, welche aus 43 Mitgliedern besteht, wird damit beauftragt die Gemüsegärten zu bewirtschaften und die Miete der Grundstücke mit den erwirtschafteten Einnahmen zu bezahlen.

Eine Ausbildung im Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft wird während fünf Tagen an 21 Frauen durch einen Mitarbeiter der nationalen Agentur für die Förderung und Beratung der Landwirtschaft (ANPROCA), unter Überwachung des Koordinationsteams von Nouvelle Planète durchgeführt.

 

5. Sensibilisierung

Das Projekt wird von zehn Sensibilisierungskampagnen begleitet um die Bewohner im Bereich der Hygiene (Förderung von Latrinen (=einfache Toilette) und Abfallmanagement), den Unterhalt der Infrastruktur (Einrichtung eines Putzplanes) und die finanzielle Tragfähigkeit solcher Arbeiten (Beiträge und Miete von Gemüsebeeten). Spezielle Aktivitäten für die Schule werden ebenfalls in Zusammenarbeit mir den Lehrpersonen geplant um die Kinder für eine vernünftige Hygiene zu sensibilisieren. Dem öffentlichen Gesundheitsamt für Schutzimpfungen und Vorsorgeuntersuchungen werden ebenfalls Aktivitäten angeboten. Die Verbreitung von Informationen durch unterschiedliche Kanäle erlaubt es die ganze betroffene Bevölkerung zu erreichen und die notwendigen Veränderungen des Verhaltens einzuführen um damit eine langfristige Verbesserung zu erreichen.

Die gesamte 16-seitige Beschreibung des Projektes mitsamt Budget kannst du hier als PDF herunterladen:
(im Moment leider nur auf Französisch verfügbar)


Für das Projekt verantwortlich

 

Vor Ort

Die lokalen Behörden, unter der Leitung von Abass Sylla,
in Zusammenarbeit mit dem Wasserkomitee von Kébéfriguiya

 

Weiterverfolgung in Guinea

Koordinationsteam von Nouvelle Planète:

Performance Afrique Guinée,

Ibrahima Sambégou Gassama,

Quartier Féréfou, Kindia

 

In der Schweiz

Nouvelle Planète

Xavier Mühlethaler, tél. 021 882 10 46,

x.muehlethaler@nouvelle‐planete.ch

»Man sieht nur mit dem Herzen gut,
das Wesentliche bleibt den Augen verborgen.«